Nikolaus Geyer
Weder Freund noch Feind

Ausstellungsort: Ausstellungshalle Hamburger Straße, Hamburger Straße 267, Braunschweig
Eröffnung: 23.04.2016, 15 Uhr
Öffnungszeiten: Do – So 15 – 19 Uhr / Führungen: Sonntags 15 Uhr

Eine Wegbeschreibung finden Sie hier

(English version below)

TitelbildDas vorliegende Fotobuch ist eine Rekonstruktion der Diplomarbeit »Weder Freund noch Feind – Geschichten aus Beirut« von Nikolaus Geyer aus dem Jahr 1998.
Hier gelangen Sie zur Web-Ansicht. Sollte der Link nicht funktionieren, können Sie sich die Rekonstruktion der Diplomarbeit auch als PDF-Version hier ansehen.

 

Mit der Ausstellung »Nikolaus Geyer – Weder Freund noch Feind« ehrt das Museum für Photographie Braunschweig den Fotografen Nikolaus Geyer, der 2005 mit nur 37 Jahren auf tragische Weise ums Leben kam. 2014 übertrug Dr. Ute Geyer dem Museum für Photographie den Nachlass ihres Sohnes. Die Ausstellung, die erste Ergebnisse der Inventarisierung und Aufarbeitung des Nachlasses präsentiert, bietet erstmalig und posthum einen breiten Einblick in das Werk Nikolaus Geyers, der in Braunschweig aufwuchs.

Nikolaus Geyer schloss sein Studium des Kommunikationsdesigns an der Folkwang Universität mit seiner aufsehenerregenden Diplomarbeit »Weder Freund noch Feind – Geschichten aus Beirut« ab, die ihm große Anerkennung einbrachte. Für diese Arbeit lebte Geyer 1997 für einige Monate in Beirut und beobachtete die gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen der Stadt, die er in seiner Abschlussarbeit in zehn Kapiteln thematisierte. Die früher als „Paris des Ostens“ gepriesene Stadt Beirut erlebte in diesen Jahren nach dem Ende des libanesischen Bürgerkriegs (1975 – 1990) eine Phase des Wohlstands und einen Bauboom. Geyers künstlerische Recherche zeichnet eine Stadt der Gegensätze, in der er moderne Architektur als Zeichen des Wohlstands, aber auch anhaltende Armut als Nährboden religiösen Fundamentalismus findet. Seine Arbeit schafft ein Sinnbild dieses fragilen Zustands der Disparität der libanesischen Gesellschaft in einer momentanen Friedensphase.

Für die Braunschweiger Ausstellung wurde diese Schlüsselarbeit Geyers rekonstruiert. Die Schau stellt die zehn Kapitel von »Weder Freund noch Feind – Geschichten aus Beirut« als Übersetzung des originalen Fotobuchs in das Format der Ausstellung vor, in der nur wenige Bilder fehlen. Geyers Werk ist so seit mehr als 10 Jahren das erste Mal wieder öffentlich zugänglich, seine Diplomarbeit erstmalig in ihrer vollständigen Konzeption für den Betrachter erfahrbar. Parallel zur Ausstellung wird »Weder Freund noch Feind – Geschichten aus Beirut« auch als digitales Fotobuch auf der Webseite des Museums einzusehen sein.

Basierend auf der Inventarisierung des Nachlasses wagt die Braunschweiger Ausstellung zugleich einen Ausblick, wie sich das künstlerische Schaffen des vielversprechenden Fotografens wohl weiter entwickelt hätte. Seine freien, künstlerischen Arbeiten verfolgte Geyer vorrangig in ausgedehnten Reisen, in denen er die Besonderheit verschiedener Städte in der ihm eigenen verdichtenden Bildsprache festhielt. Geyers bislang unveröffentlichter Werkzyklus »Die japanische Haut – Betrachtungen einer Oberfläche« (1999/2000) war als Nachfolgearbeit von »Weder Freund noch Feind – Geschichten aus Beirut« gedacht, wurde jedoch vom Fotografen weder ausgestellt noch vollständig editiert. Die Arbeit verdeutlicht jedoch die Weiterentwicklung Geyers fotografischen Ansatzes und lässt erahnen, was man von ihm hätte erwarten können. Der Zyklus liefert ein differenziertes und subtiles Bild japanischer Gegenwartskultur und verbindet auf experimentelle Weise „dokumentarischen“ Blick und die schöne Welt der Mode. In der Schnittmenge von bildnerischem Realismus und inszenierter Vision gelingt es Geyer, zeitgemäße Metaphern des japanischen Alltags zu prägen, die mit Klischees und Erwartungen spielen.

Die Ausstellung »Nikolaus Geyer – Weder Freund noch Feind« ist als Werkschau des verstorbenen Fotografens angelegt und zeigt neben Rückschau und Ausblick auch weitere Highlights seines Schaffens, wie die Portraits, die Geyer für die ZEIT-Rubrik „Ich habe einen Traum“ anfertigte.

Gefördert durch

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With the exhibition »Nikolaus Geyer – Neither Friend nor Foe«, the Braunschweig Museum of Photography honours the photographer Nikolaus Geyer who died tragically at the age of only 37. In 2014 Dr Ute Geyer transferred the artistic estate of her son to the Museum of Photography. The exhibition, which presents the first results of the inventorying and reappraisal of his artistic estate, offers—for the first time and posthumously—a broad insight into the work of Nikolaus Geyer who grew up in Braunschweig.

Nikolaus Geyer completed his studies of communication design at Folkwang University with his sensational diploma »Neither Friend nor Foe – Stories from Beirut« which brought him great recognition. To carry out this work, Geyer lived in Beirut for some months and observed the severe social changes in the city which he discussed in ten chapters in his final dissertation. Beirut, formerly called the “Paris of the East”, experienced a phase of prosperity and a construction boom in those years after the end of the Lebanese civil war (1975 – 1990). Geyer’s artistic research depicts a city of contrasts in which he finds modern architecture as a sign of prosperity but also persistent poverty as the breeding ground of religious fundamentalism. His work creates a symbol of this fragile state of the disparity of Lebanese society in a momentary phase of peace.

This key work of Geyer was reconstructed for the Braunschweig exhibition. The display presents the ten chapters of »Neither Friend nor Foe – Stories from Beirut« as a rendering of the original photo book into the format of the exhibition in which only a few photographs are missing. Geyer’s work is thus again accessible to the general public for the first time for more than ten years, and his diploma dissertation also can be experienced by the observer for the first time in its conceptual entirety. Parallel to the exhibition, »Neither Friend nor Foe – Stories from Beirut« will also be available as a digital photo book on the website of the Museum.

On the basis of the inventorying of the estate, the Braunschweig exhibition ventures to give a forecast of how the artistic creating of the promising photographer would have probably developed. Geyer pursued his free artistic work mainly on extended journeys in which he recorded the characteristics of different cities in his own special condensing imagery. Geyer’s up to now unpublished cycle of works »The Japanese Skin – Considerations of a surface« (1999/2000) was intended as a follow-up work to »Neither Friend nor Foe – Stories from Beirut«, but was neither exhibited nor fully edited by the photographer. The work, however, makes clear the further development of Geyer’s photographic approach and indicates what one could have expected from him. The cycle gives a differentiated and subtle image of Japanese contemporary culture and in an experimental way connects the “documentary” view with the beautiful world of fashion. In the intersection of artistic realism and staged vision, Geyer succeeds in coining contemporary metaphors of Japanese everyday life which play with clichés and expectations.

The exhibition »Nikolaus Geyer – Neither Friend nor Foe« is set up as a body of work of the deceased photographer and also shows—apart from the retrospective and forecast—further highlights of his creation, such as the portraits which Geyer produced for the ZEIT-column “I have a dream”.