Regine Petersen
Find a Fallen Star

Ausstellungsort: Torhäuser
Eröffnung: 12.07.2016, 19 Uhr

(English version down below)

Das Museum für Photographie Braunschweig präsentiert Regine Petersens Zyklus Find a Fallen Star in einer ersten musealen Einzelausstellung in Deutschland. Petersens Trilogie Find a Fallen Star erzählt hierbei drei exemplarische Geschichten von Meteoriteneinschlägen in Alabama (USA), Ramsdorf (Deutschland) und Kanwarpura (Indien). Die seltenen und aufsehenerregenden Ereignisse der Meteoriteneinschläge wurden von der Fotografin umfassend recherchiert und in ihrer Arbeit durch Archivfotos, Zeitungsartikel und Gesprächsprotokolle ergänzt. Über die künstlerische Erzählung erhält der Betrachter einen unmittelbaren Eindruck der Fundorte, aber auch der menschlichen Schicksale, die mit den Einschlägen, der Suche nach den Meteoriten und begleitenden Unfällen verbunden sind.

Petersens allegorische Fotoarbeit öffnet in der minimalistischen Reduktion ihrer Bildsprache und dem Verweben unterschiedlicher Narrationselemente einen Raum philosophischer Fragen über die menschliche Existenz. Die Ereignisse der Einschläge werden zum Anstoß einer Reflexion der „Dichotomie zwischen Alltag und unergründlicher Weite des Kosmos“ (Peter Lindhorst, PHOTONEWS, 2015). Ihre dokumentarisch-assoziative, poetische Herangehensweise wird hierbei selbst zum Ausdruck von Mythos, Zufall und Schicksal und den Geheimnissen der extraterrestrischen Gesteine.

Als Diskussionsort zeitgenössischer Fotografie versteht sich das Museum für Photographie als lebendiger Ort der Debatte künstlerischer Strategien und Herangehensweisen. Die Produktion neuer Arbeiten als konsequente Fortführung herausragender künstlerischer Ansätze junger Fotografen und Fotografinnen stellt deshalb eine wichtige Aufgabe des Museums dar. So präsentiert die Einzelausstellung Regine Petersens nicht nur den Werkzyklus Find a Fallen Star, sondern bietet auch erstmalig Einblicke in ihr neues Projekt The Gospel of Mark, das sich mit der Interpretation des Markusevangeliums als literarische Verarbeitung des römisch-jüdischen Krieges 66-70 n. Chr. befasst.

Der Rezeptionsgeschichte folgend beschäftigt sich Petersens Arbeit mit der Symbolik und der narrativen Struktur des Markusevangeliums als multivalentes und subtiles literarisches Dokument, in dem die Gewalt des römisch-jüdischen Krieges stets latent ist. Ihre Arbeit geht dabei historisch-allegorischen Leseweisen nach, die sich innerhalb der Bibelwissenschaften der letzten Jahrzehnte entwickelt haben, und die das Evangelium als jüdischen Text und verschlüsselte anti-imperialistische Biografie verstehen.

Bildsprachlich reflektieren Petersens Fotografien ein Ineinandergreifen des Faktischen und Mythischen, das die Fotografin auch als charakteristisch für das Medium Fotografie versteht und erstellen eine poetisch-symbolische Annäherung an den Markustext. The Gospel of Mark setzt hierbei das Spannungsverhältnis früherer kriegerischer Gewalt in Bezug zur oberflächlich friedlichen galiläischen Landschaft des Neuen Testaments und zeigt poetische Bildorte, die je nach Lesart unterschiedlich interpretiert werden können.

Regine Petersen wurde 1976 in Hamburg geboren. Sie studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule Hamburg und erwarb 2009 den MA am Royal College of Art, London. Für ihre Arbeit Find a Fallen Star wurde sie mit dem Deutschen Fotobuchpreis 2016 ausgezeichnet.

Das Fotobuch „Find a Fallen Star“ (Kehrer Verlag) ist im Museum für Photographie zu erwerben.

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Autoren: Natasha Christia
Künstler: Regine Petersen
Gestaltet von Henning Rogge & Regine Petersen
Engl. , 144 Seiten, 78 Farb- und S/W-Abb., drei Festeinbände im Schuber, 19,2 x 24 cm,
ISBN 978-3-86828-597-0
Kehrer Verlag, 2015
48,00 €

 

Gefördert durch

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The Museum für Photographie in Brunswick presents Regine Petersen’s image series Find a Fallen Star in her first solo exhibition in a museum in Germany. The trilogy narrates three exemplary stories of meteor impacts in Alabama (USA), Ramsdorf (Germany) and Kanwapura (India). Petersen thoroughly investigated these rare and startling events and added newspaper articles archived photos and interview protocols to her work. By Petersens artful tale the beholder gets an insight not only into the find spot but also into the fates of people that are connected to the impacts, the search for the meteorites and the concomitant accidants.

Petersen’s allegoric work in its minimalistic reduced way let the photos themselves speak and opens up room for philosophic questions about human existence. The impact events themselves iniate the reflection on the „dichotomy between daily routine and the fathomlessness of cosmos“ (Peter Lindhorst, PHOTONEWS, 2015). Her documentary-associative approach becomes the expression of myth, randomness, fate and the secrets of the extraterrestrial rocks.

As a place open for discussion The Museum für Photographie is vividly engaged in the debate on artistic strategies and approaches. The ongoing display of new works of distinguished young artists is therefore an important function for the museum.

Thus the exhibition presents not only Petersen’s work Find a Fallen Star. For the first time ever some insights into her new project The Gospel of Mark that adresses an interpretation of the Gospel of Mark as a literary tract of the jewish-roman war (66 – 70 AD) are given.

Petersen’s work focuses on sybolism and the narrative structure of the Gospel of Mark and comprehends it as a multivalent and subtle literary document in which the surrounding violence is always palpable. She is following recent historic-allegoric exegetic views that fathom the gospel as a jewish text with hidden anti-imperialistic meassages.

In their picture language Petersen’s photographies reflect the interlocking of the factual and the mythical, which is characteristic to the medium of photography in her view. The works create a poetic-symbolistic approach to the Gospel of Mark. In this way The Gospel of Mark alludes the viewer to the strong contrast of the peaceful galilaen landscape and the martial brutality of war and shows ambivalent sceneries that can be interpreted in different ways.

Regine Petersen was born in Hamburg, Germany in 1976. She studied Communication Design at the University of Applied Sciences Hamburg. In 2009 she received her MA in Photography at the Royal College of Art in London. She was awarded with the Deutsche Fotobuchpreis 2016 for her work Find a Fallen Star.