Zwischenspiel: 5×2

Sophia Hamann | Alex Heide | Jiwon Kim | Michael Lucero | Yashar Mazidi

Pressebild_STILL––(DUNKELKAMMER)_1_Sophia Hamann   Heide_pressepic_last pictures _2015   Jiwon Kim_Museum Kunstpalast Düsseldorf, series since 2012   LUCERO_Lesny_Family_Clean    

Ausstellungsort: Torhäuser
Finissage: 06.08.2015, 19 Uhr

5 Künstler – je 2 Tage. Das ist das kuratorische Konzept des diesjährigen „Zwischenspiels“ in nuce. Oder ausführlicher: Das Museum für Photographie lädt diesen Sommer fünf vielversprechende junge Künstler aus dem Raum Braunschweig ein. Jeder Künstler und jede Künstlerin bespielt einen Raum des Museums, um dort seine oder ihre Arbeiten an zwei Tagen zu präsentieren. An den übrigen Tagen werden die Arbeiten zwar im Museum präsent, aber nicht zugänglich sein. Nur für die letzten beiden Tage der Ausstellung werden alle Räume gleichzeitig geöffnet. Beendet wird die Ausstellung mit einer Finissage, eine Vernissage gibt es nicht.

Wie kommt es zu dieser kuratorischen Reglemtierung? Das Zwischenspiel: 5×2 versteht sich als Gegenentwurf zu unseren alltäglichen Begegnungen mit Fotografie. In einer Welt, die von Bildern überflutet wird, in der Fotografien auf Timelines aufblitzen und im gleichen Moment wieder vergessen werden, lädt diese Ausstellung dazu ein, sich Zeit zu nehmen. Zeit für ein intensives Betrachten, ein Kennenlernen neuer aktueller Auseinandersetzungen mit dem Medium Fotografie – und Zeit zum Wiederkommen! Denn für das Zwischenspiel wird jede Eintrittskarte über den gesamten Ausstellungszeitraum gültig sein. Die BesucherInnen werden damit eingeladen, sich über zwei Wochen hinweg immer wieder die Zeit zu nehmen, einen neuen Raum, einen neuen Künstler kennenzulernen. Die Öffnung der gesamten Ausstellung an den letzten beiden Tagen bietet schließlich die Möglichkeit, alle Arbeiten miteinander in Beziehung zu setzen.

Zwischenspiel: 5×2 versammelt fünf neue künstlerische Positionen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Medium Fotografie auseinandersetzen. Die meisten der gezeigten Arbeiten werden hier das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

In Sophia Hamanns Arbeiten spielt die Materialität der Fotografie eine besondere Rolle. Ein Dia hat eine andere haptische Qualität als ein Polaroid, eine analoge Fotografie hat eine andere Textur als ein digitales Bild. Im Zwischenspiel zeigt Hamann erstmalig einen Ausschnitt aus ihrer aktuellen Dia-Serie Haufen, in der sie das Kunst-Potential von farbiger Retuschefarbe auf Schwarz-Weiß-Fotografie erprobt. Farbe, die sonst dazu verwendet würde, fotografische Fehler wie rote Augen oder Unschärfen per Hand auszugleichen, wird hier zum eigenständigen künstlerischen Ausdrucksmittel.

Auch Alex Heide interessiert sich für die Materialität der Fotografie. In ihren analogen Farbfotografien tauchen immer wieder Spuren des Entwicklungsprozesses auf, die in der privaten Fotografie als störend empfunden werden würden. In ihren Motiven entfernt sie sich jedoch weit von der Arbeit Hamanns. Ihre Fotografien, die an Arbeiten der amerikanischen Fotografin Nan Goldin erinnern, erforschen zwischenmenschliche Beziehungen in ihrer größten Intimität. Heide dringt mit ihrer Kamera tief in das Privatleben der Menschen ein, die sie umgeben.

Für Yashar Mazidi ist das fotografische Bild nicht Abbild der Wirklichkeit, sondern schafft seine eigene Realität. Für das Zwischenspiel nutzt Mazidi die Plakatwände des Museums für Photographie, auf denen sonst Fotografien zu sehen sind, die ein Pendant zu den Ausstellungsräumen bilden, als eigenständige Ausstellungsfläche. Die gezeigte Arbeit nimmt unmittelbaren Bezug auf den Ausstellungsort. Sie wird nur für den Zeitraum der Ausstellung zu sehen sein und funktioniert auch nur an diesem Ort.

Jiwon Kim setzt sich kritisch mit dem Ausstellungsort und vor allem der Institution Museum auseinander. Für ihre Arbeit Das Haar der Künstlerin, die in der Ausstellung um eine auditive Komponente erweitert werden wird, hinterließ sie in 500 Kunstinstitutionen ein einzelnes Haar. Sie stellt die Frage „Wie kommt man hier rein?“ und beantwortet sie, indem sie an jedem Ort ein Teil von sich hinterlässt. Die Fotografie dient ihr zur Dokumentation der Aktion einerseits aber auch als eigenständiges Medium mit künstlerischem Potential.

Auch für Michael Lucero hat die Fotografie diese Doppelfunktion. Er dokumentiert damit Aktionen im öffentlichen Raum, in denen er häufig selbst zum Motiv wird. Ihn interessieren die Rolle des Künstlers in unserer Gesellschaft und die Rolle der Kunst in unserem Alltag. Ist Kunst nicht mehr als Dekorum? Wie unterscheidet sich ein Kunstwerk etwa von einem privaten Familienfoto, das wir uns an unsere Wände hängen? Für Zwischenspiel: 5×2 wird er einen Raum des Museums in ein privates Wohnzimmer umgestalten, in dem seine Fotografien Teil der Raumausstattung werden.

Die Arbeiten der einzelnen Künstler werden an folgenden Tagen zu sehen sein:

Alex Heide:             Freitag, 24.07. + Samstag, 25.07.2015
Jiwon Kim:              Sonntag, 26.07. + Dienstag, 28.07.2015
Yashar Mazidi:        Mittwoch, 29.07. + Donnerstag, 30.07.2015
Sophia Hamann:    Freitag, 31.07. + Samstag, 01.08.2015
Michael Lucero:     Sonntag, 02.08.+ Dienstag, 04.08.2015
Alle Räume:            Mittwoch, 05.08. + Donnerstag, 06.08.2015

Gefördert durch

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5 artists, 2 days – this is the curatorial concept of this year’s “Zwischenspiel” in a nutshell. And more elaborately: This summer, the Museum für Photographie invites five promising emerging artists from Brunswick into its spaces. There is one room for each artist, however, each room will only be opened for two days. For the rest of the show, the works will be staying at the museum but they will not be accessible. Only for the last two days, the entire exhibition will be opened. The show ends with a closing reception; there is no opening reception.

Why these curatorial bounds? Zwischenspiel: 5×2 offers an alternative to our day-to-day confrontation with photography. In a world that is constantly flooded with images, where photographic images pop up on timelines just to be forgotten within the next second, this exhibition invites the visitor to take it slowly. It invites you to study photographic images in all their details, to explore new artistic investigations in photography and – to come back! Every purchased ticket will be valid throughout the entire duration of the show. This way, visitors are invited to return, to explore a new room of the exhibition, to get to know a new artist. The last two days, when all rooms are accessible, the visitor will have the opportunity to explore the interrelations between all works displayed.

Zwischenspiel: 5×2 assembles five young artists that make diverse use of the medium photography. Most of the works shown will be presented to the public for the very first time.

In Sophia Hamann’s work the materiality of photography plays a crucial role. A transparency, for instance, has a different haptic quality than a Polaroid; an analogue photograph has a different texture than a digital image. For Zwischenspiel: 5×2, Hamann will open the view to her new and never before shown project Haufen (“Pile”). With this series of transparencies, the artist explores the artistic potential of colour used for retouching photographs which she applies on black-and-white photography. Colour that is commonly used to erase photographic errors, such as red eyes or blurriness, is used as an autonomous artistic means of expression.

Alex Heide is likewise interested in the materiality of photography. In her analogue photographs she welcomes traces of the developing process that would be considered distracting in an everyday use of photography. In her subjects, however, she differs widely from Hamann’s work. Following in the footsteps of American photographer Nan Goldin, Heide uses her camera to explore interpersonal relationships. With her camera, she dives deeply into the private life of the people around her.

Yashar Mazidi considers the photographic image not to be a reproduction of reality but rather its own reality in itself. Mazidi will use the billboards outside the Museum für Photographie, usually used for displaying photographs that can also be found inside the building, as an autonomous exhibition space. The work shown alludes to its place of display. As in-situ piece, it only exists for the time of the exhibition and only works at this particular place.

Jiwon Kim critically investigates the exhibition space she is in and the role of the museum as an institution that defines art. For her series Das Haar der Künstlerin („The artist’s hair”), which for this exhibition will be expanded by an auditory element, she left one single hair of hers in 500 art institutions around the world. She asks the question “How do I get in here?” and answers it by leaving a piece of herself at each venue.

To Michael Lucero, photography is a means of documentation but also an independent medium with artistic potential. He uses it to document his performances in public spaces wherein he explores the role of the artist in society and the role of art in our daily lives. Is art more than just decoration? How is an artistic photograph different from a family photograph that we hang our walls? In Zwischenspiel: 5×2, Lucero will transform his exhibition space into a living room. His photographs will then become part of the decorum.