Malick Sidibé
Soirées à Bamako

Der Fotograf Malick Sidibé (geb. 1935 in Soloba, Mali) gehört mittlerweile zu den bekanntesten Fotografen Afrikas. In den letzten Jahren erhielt er zahlreiche Ehrungen, darunter den Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig und den Infinity Award des International Centers of Photography in New York.

Der zeichnerisch begabte Sohn einer Viehzüchterfamilie eröffnet zu Beginn der 1960er Jahre in einem belebten Viertel von Bamako sein eigenes Fotostudio „Malick“, mitten in der ersten Phase der Unabhängigkeit des noch jungen Staates Mali. Fortan arbeitet der junge Fotograf zweigleisig, als Porträtfotograf im Studio aber auch als Reporter, der die Freizeitvergnügen der Jugendlichen festhält: die Abendveranstaltungen, Partys, Feste, auf denen man tanzt und seine neuen Kleider vorführt, die Bars und Jugendclubs, in denen man Schallplatten mit Popmusik, Rock and Roll, Soul hört und dazu tanzt.

So wird Malick Sidibé, ohne dass er mit der bewussten Intention daraufhin gearbeitet hätte, zum Zeugen eines Lebensgefühls der 1960er und 1970er Jahre und zum Dokumentaristen einer jungen afrikanischen Gesellschaft im Aufbruch.

Die Ausstellung „Soirées à Bamako“ konfrontiert die beiden Welten, in denen Malick Sidibé gearbeitet hat: Die Schnappschüsse der Partys, auf denen sich die jungen Leute unbefangen mit ihren Freunden darstellen, sowie die Porträts im Studio, die bewusster eine Pose zur Schau tragen. Die Reportage-Porträts klebte Sidibé unmittelbar nach den Abenden zur Nachbestellung auf die Außenseiten von Hängeordnertaschen (auf frz. „Chemises“), die Studioporträts gab er den Kunden direkt mit. So entwickelt die Ausstellung einen kontrastierenden Rhythmus von „Hold still“ (Studio) und „Keep going“ (Party), zu der auch die beiden unterschiedlichen Qualitäten der Exponate beitragen: Die „Chemises“ als die original erhaltenen Abzüge aus der Entstehungszeit der Aufnahmen sowie eine Auswahl von Studioporträts, die als Neuabzüge vom Originalnegativ entstanden sind.´

In dieser Hinsicht versucht die Ausstellung Soirées à Bamako behutsamer mit der Tradition der afrikanischen Fotografie umzugehen, sie nicht zu großformatigen Hochglanzprodukten des Kunstmarktes zu erheben, sondern als sehr lebendige Dokumente eines Afrikas im Aufbruch zu verstehen.

In Kooperation mit der französischen Institution GwinZegal

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Eröffnung: 07.10.10. 18 Uhr im Museum für Photographie.

Öffnungszeiten: Di. – Fr., 13 – 18 Uhr, Sa.-So., 11 – 18 Uhr