Dokumentation im Bild.
Arbeiten aus den Beständen des Museums für Photographie

Von den neu gesteckten Grenzen schauen wir zurück zu den Anfängen der Dokumentarfotografie, in eine Zeit, in der dieses Genre noch gar nicht existierte und doch in unterschiedlicher Weise besetzt wurde. Die ausgewählten Fotografien aus der Sammlung des Museums für Photographie, die den Produktionszeitraum von ca. 1900 bis 1986 umfassen, verbindet u.a. die Beschränkung auf analoges schwarzweiß Material.

Heinrich Zille wurde 1858 in Radeburg/Sachsen geboren. Ausgebildet als Lithograph, bewegte sich Zille um die Jahrhundertwende als Zeichner, Bildhauer und Fotograf in der Berliner Kunstszene und stellte 1901/02 auf der ersten „Schwarzweiß-Ausstellung“ der Berliner Secession erstmals seine Arbeiten aus. Die Aktaufnahmen aus den Ateliers von August Gaul und August Heer von ca. 1900/03 sind keine Aktstudien im eigentlichen Sinne, sondern dokumentieren vielmehr das Geschehen im Atelier, sie zeigen Modell und Studenten bei ihrer Arbeit und in den Ruhepausen. In der Serie vom Rummelplatz ist Zilles humoristischer Hintergrund erkennbar. Er taucht selbst als Schattenfigur in den Aufnahmen auf und mischt sich so als ein stiller Beobachter unter die Jahrmarkt-Besucher.

Friedrich Seidenstücker, gilt heute als großer Fotograf und Chronist des Berliner Alltagslebens der Zwischen- und Nachkriegszeit. 1882 in Unna/Westfalen geboren, studierte er in Berlin zunächst Maschinenbau und Bildhauerei, um schließlich seine frühe Leidenschaft, die Fotografie, zum Beruf zu machen. In den zwanziger bis fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden zahlreiche Arbeiten, die das Berliner Großstadtleben dokumentieren. In der Serie „Straßenarbeiter“ von 1927 verfolgt er die verschiedenen Stadien der voran schreitenden Arbeiten mit Liebe zum Detail.

Katharina Müller wurde 1945 in Brandenburg geboren und ist dort aufgewachsen. Sie kam als Autodidaktin zur Fotografie, arbeitete von 1966-1980 als Fotoassistentin an der komischen Oper in Berlin. In ihrer Serie „Frauen in der Landwirtschaft“ von 1983-85 hält sie in einer Langzeitstudie Arbeiterinnen der Feldbaubrigade LPG-Mittenwalde bei ihrer täglichen Arbeit fotografisch fest. Die ausgewählten Arbeiten zeigen die Frauen, wie sie scheinbar völlig unbeobachtet ihrer Tätigkeit nachgehen und dem Betrachter damit einen unmittelbaren Einblick in den DDR-Arbeitsalltag eröffnen.

Boris Mikhailov wurde 1938 in der Ukraine geboren und lebt seit 1996 in Berlin. Nach einer Ausbildung zum technischen Ingenieur beginnt er 1966 als Autodidakt zu fotografieren. Bekannt wurde Mikhailov mit „Case History“ (1996/97), einer Sozialstudie der postsowjetischen Gesellschaft, die schockierende Aufnahmen von nackten und von der Armut versehrten Obdachlosen beinhaltet. Seine Schwarzweißserie „Salte Lake“ von 1986 zeigt Menschen, die im heißen, verschmutzten, salzhaltigen Abwasser einer Sodafabrik baden, was angeblich gesundheitsfördernd war. Dem Betrachter erschließt sich jedoch eine unwirtliche Landschaft, in der die Menschen sich wie fremde Eindringlinge bewegen.

Ommo Wille wurde 1959 in Jever geboren, studierte an der HBK in Braunschweig und lehrt seit 2000 an der UdK in Berlin. 1991-1992 erhielt er die Graduiertenförderung des Landes Niedersachsen. Ommo Wille verfolgt seit der Wende das Projekt „Zwischenzeit“, in dem er Szenerien und Momente der versunkenen DDR in Ausschnitten festhält. Er dokumentierte u.a. mit einer Panoramakamera, die dem menschlichen Blickfeld nachempfunden ist und Fotos mit einem Winkel von fast 180 Grad erlaubt, die Grenzlandschaft eines Braunkohletagebaus bei Helmstedt, direkt an der ehemaligen Grenze gelegen, sowie die wenigen stehen gebliebenen Wachtürme entlang der über 1000 km langen ehemaligen Grenze zur DDR.

Vorträge: 20. 04.06, 19 Uhr, Wie dokumentarisch ist Fotografie?
04. 05.06, 19 Uhr, Hello document. Bye, bye document

Eröffnung: 02.04.06, 15 Uhr

Führungen: Jeden Sonntag um 16 Uhr. Gruppenführungen nach Voranmeldung jederzeit möglich

Öffnungszeiten: Di. – So. 13 – 18 Uhr.

Eintritt: 2,50 Euro, ermäßigt 2,- Euro

Kunst-Café-Connection mit dem Café Okerterrassen: Besucher des Museums erhalten einen Rabatt von 50 Cent im benachbarten Café Okerterrassen.