Christa Zeißig
Neuland

Ausstellungsort: Torhäuser
Eröffnung: Donnerstag, 14. November 2013, 19 Uhr

Christa Zeißigs fotografisches Werk setzt sich mit Mensch, Landschaft und dem Wandel gewachsener Lebensräume auseinander. Auf ihren intensiven Reisen untersucht die Fotografin europäische Kulturlandschaften und ihre unterschiedlichen Ausprägungen. Hierbei registriert sie mit feinem Gespür Besonderheiten, Abweichungen und Außergewöhnliches und verdichtet das Wahrgenommene in ikonische Bildmetaphern. So halten die Fotografien Spuren der Auflösung traditioneller Lebensweisen und der Uniformierung von Landschaft als vielbesprochene Phänomene der Globalisierung fest. Zeißigs Fotografien schaffen eindringliche Zeugnisse, wie sich die Globalisierung in den ländlich geprägten Regionen Europas auswirkt. Ihr fotografisches Werk distanziert sich jedoch von jeglichen Pauschalisierungen und richtet sein Augenmerk stattdessen auf das Erkennen charakteristischer Einzelbeispiele in einem sozioethnologischen Verständnis der Fotografie.

Die Ausstellung Neuland im Museum für Photographie Braunschweig präsentiert zwei der wichtigsten Werkgruppen der Fotografin: In ihrer 2002 begonnenen Werkreihe In Europa: Über Dörfer fragt Zeißig an den vermeintlichen Rändern Europas nach den Auswirkungen und unmittelbaren Folgen der Globalisierung. In den noch immer ländlich geprägten Landstrichen wird Brauchtum und Folklore gelebt, obwohl sich Anzeichen einer „Verwestlichung“ und „Modernisierung“ als Angleichung von Lebensstilen andeuten und in die beinahe anachronistisch wirkenden Dorfidyllen hineinschieben. Der Werkzyklus schafft  ein differenziertes Portrait dieser Peripherien, deren traditionelle Beschaulichkeit der Annahme einer allgemeinen Flexibilität, grenzenlosen Mobilität und Beschleunigung der Globalisierung widerspricht, jedoch werfen gravierende Umwälzungen ihren Schatten voraus.

Für das Museum für Photographie entwickelt Zeißig eine Präsentationsform, welche ihre Herangehensweise erfahrbar macht, erstmalig verschiedene „Ländergruppen“ aus unterschiedlichen Teilen Europas zusammenführt und Vergleiche ziehen lässt. Als fotografisches Tableau zeigt die Installation Phänomene dieser der Aufmerksamkeit entrückten Regionen und deren Gemeinsamkeiten, weist ungeahnte, Ländergrenzen überschreitende Parallelen in diesen europäischen Kulturlandschaften auf. Zeißigs Fotografien sind somit auch als bedeutende kulturelle Zeugnisse der Veränderungen zu verstehen, die exakt im Moment der Auflösung des Traditionellen situiert sind.

Analog zu den Auswirkungen auf Mensch und Gemeinschaft untersucht Zeißigs Werkzyklus Neuland die Überformung ursprünglicher Kulturlandschaften im Hinblick auf die gebaute Lebenswelt.  Auch hier verdeutlichen ihre Fotografien die Homogenisierung von Räumen, ländlicher und städtischer Erscheinungsbilder, wie beispielsweise die einprägsam ins Bild gesetzte Amerikanisierung spanischer Landstriche. Zeißig fokussiert Orte in der Abgelegenheit ruraler Peripherie, die keine landesspezifischen Charakteristika mehr aufweisen. Ihre Fotografien werfen einen vieldeutigen, ironischen Blick auf diese artifiziellen, gleichförmig gewordenen Orte und die von ihnen ausgehende Irritation. Für die Braunschweiger Ausstellung werden zahlreiche bisher unbekannte Fotografien neu produziert und erstmalig museal präsentiert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

 

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